Die Vorträge unserer Reihe Saturday Morning Physics haben dieses Jahr das übergeordnete Thema „Graviation Hautnah“ .
Graviation ist dei Kraft die wir alle kennen und täglich erfahren. Jeder kennt die Geschichte von Newton und seinem Apfel, den er vom Baum hat fallen sehen und so seine Ideen zu Gravitation motivierte. Dinge fallen auf den Boden, weil unsere Erde sie anzieht. Einstein's allgemeine Relativitätstheorie scheint die Gravitation gut zu beschreiben, aber doch sind viele Fragen noch offen. Die Effekte sind zum Beispiel viel komplexer und fremdartiger, wenn wir die Gravitation in der Nähe so extremer Objekte wie schwarze Löcher betrachten, oder die Effekte der Gravitation auf der Skala des ganzen Universum.
Abgeschlossen wird unsere Vortragsreihe diesmal mit einer neuen Idee: Wir führen einen Science Slam für Studenten der Fakultät durch. Die Idee ist, dass ungefähr 6 Studenten ihre eigenen Forschungen in kurzen (etwa 10 Minuten langen) Vorträgen vorstellen und der beste Vortrag dann vom Publikum prämiert wird.
Die Vorträge finden in dem großen Physik-Hörsaal H-NB an der Ruhr-Universität Bochum statt, in dem sonst die Studierenden unterrichtet werden.
Die Veranstaltungen findet einmal im Monat von Oktober bis Februar Samstags 11.00-12.15 Uhr im Hörsaal H-NB an der Ruhr-Universität Bochum statt.
ab 10:30 Uhr | Kaffee und Tee | Wir laden alle Interessierten |
11:00 - 12:15 Uhr | Vortrag | |
12:15 - 12:45 Uhr | Diskussion |
Dr. Peter Zinn
100 Jahre Allgemeine Relativitätstheorie - jetzt aber wirklich!
Im Jahr 2015 beging die wissenschaftliche Community auf der ganzen Welt ein bedeutsames Jubiläum. Genau vor 100 Jahren hatte Albert Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie (ART) der Öffentlichkeit vorgestellt und damit das gesamte Weltbild der Menschheit fundamental aus den Angeln gehoben. Aber eine physikalische Theorie, so schön sie auch mathematisch formuliert sein mag, ist eben nichts weiter als eine Theorie. Sie muss, um sich ihre wissenschaftlichen Meriten zu verdienen, erst dem Praxistest standhalten, also Vorhersagen machen, die dann durch Experimente oder Beobachtungen bestätigt bzw. falsifiziert werden. Genau das ist erst vier Jahre später, also 1919, geschehen. Der berühmte britische Astronom Sir Arthur Eddington führte am 29. Mai 1919 Beobachtungen einer Sonnenfinsternis durch, die zum Ziel hatten, eine durch die ART vorhergesagte Ablenkung von Licht an unserer Sonne zu erfassen. Eddingtons Beobachtungen, die durch schlechtes Wetter fast buchstäblich ins Wasser gefallen wären, waren eine Sensation. Die beobachtete Lichtablenkung entsprach genau der Vorhersage der ART, womit Einstein quasi über Nacht auch in der breiten Öffentlichkeit zu dem Supergenie avancierte, als das wir ihn heute noch verehren. Der Vortrag möchte, wie gewohnt ohne jede mathematische oder physikalische Vorbildung vorauszusetzen, die Faszination für Einsteins Theorie vom Universum wecken, die bis heute noch in keinem einzigen Experiment widerlegt werden konnte - oder vielleicht doch? Basierend auf Einsteins eigenem Weg zur Formulierung seiner berühmten Gleichungen, die auch für ein Jahrhundertgenie wie ihn eine geistige Herkulesaufgabe darstellten, nähern wir uns den fundamentalen Aussagen der ART über die Natur unseres Universums, seiner Vergangenheit und seiner Zukunft.
Professor Dr. Anton Zensus (MPIfR Bonn)
Das erste Bild von einem Schwarzen Loch: Ein Blick ans Ende von Raum und Zeit
Das erste Bild eines Schwarzen Loches ist eine Sensation! Aus diesem hochaktuellen Anlass berichtet mit Professor Anton Zensus vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie einer der maßgeblich beteiligten Wissenschaftler aus erster Hand über dieses faszinierende Projekt.
In seinem Vortrag spannt Anton Zensus einen Bogen von den ersten Spekulationen zur Existenz von Schwarzen Löchern, über detaillierte Modellrechnungen bis hin zum »Event Horizon Telecope«. Mit diesem Zusammenschluss von acht Radioteleskopen, die gemeinsam die Bildschärfe einer Antenne so groß wie die Erde erreichen, war schließlich der erste direkte Nachweis eines Schwarzen Lochs möglich.
Anton Zensus wird nicht nur die Entstehung dieser spektakulären Aufnahme erläutern, sondern auch erklären, welche Bedeutung dies für unser Verständnis der modernen Physik und Astronomie hat.
Prof. Dr. Susanne Hüttemeister(AIRUB)
50 Jahre Mondlandung
Weihnachten 1968 flog zum ersten Mal eine bemannte Raumkapsel zum Mond, umrundete ihn und kehrte unversehrt zur Erde zurück. Manche werden sich noch an die ersten Bilder der Mondrückseite erinnern, ebenso an das Farbfoto der Erde über dem Mondhorizont. Für andere ist der erste Flug zum Mond ebenso wie die im Juli 1969 folgende erste Mondlandung nur ein historisches Ereignis, das mehr als eine Generation zurückliegt.
Eine Frage, zu der die Apollo-Missionen entscheidende Erkenntnisse beigetragen haben, ist die, wie der Mond an den Himmel gekommen ist. Zur Entstehung des Mondes hatte es schon lange vor Apollo zahlreiche Theorien gegeben. Einige vermuteten, dass der Mond sich von der Erde abgespalten habe, oder dass er - ganz im Gegenteil - als völlig unabhängiger Körper von ihr eingefangen wurde.
Inzwischen gilt ein streifender Impakt eines etwa marsgroßen Körpers als das "Standardszenario", das viele Eigenschaften des Mondgesteins erklären kann. Aber ist damit alles klar? Es stellt sich heraus, dass die Mondentstehung immer noch viele Rätsel aufgibt, zu denen auch heute noch Material, das die Apollo-Missionen auf die Erde brachten, Wesentliches beitragen kann.
Was bedeutet also der bemannte Flug zum Mond für uns heute noch – oder wieder? Wie ging und geht es mit der Raumfahrt, bemannt oder (bisher) unbemannt über den Mond hinaus ins Sonnensystem weiter? Geht es überhaupt primär um wissenschaftliche Erkenntnis oder treibt uns (auch) etwas anderes ins All?
... nicht nur Gravitation an der Fakultät für Physik und Astronomie
Prof. Dr. Hendrik Hildebrandt (AIRUB)
Wie viel wiegt das Universum? - Wie man dunkle Materie sichtbar macht und was das mit Kosmologie zu tun hat
Mit modernen Großteleskopen vermessen beobachtende Kosmologen den Himmel und bedienen sich dabei des sogenannten schwachen Gravitationslinseneffekts. Anhand winziger Verzerrungen, die man in den Abbildungen von weit entfernten Galaxien feststellen kann, wird die mysteriöse dunkle Materie sichtbar gemacht. Daraus lässt sich die Gesamtmasse des Universums und deren Verteilung abschätzen. Diese Messungen, die in den letzten Jahren sehr viel genauer geworden sind, lassen sich mit Messungen des kosmischen Mikrowellenhintergrunds, der den Zustand des Universums kurz nach dem Urknall abbildet, vergleichen. Das äußerst erfolgreiche Standardmodell der Kosmologie macht direkte Aussagen darüber, wie diese beiden Beobachtungen zusammen hängen sollten. Neueste Resultate zeigen eine interessante Diskrepanz zwischen diesen Methoden auf, die sich in den nächsten Jahren zu einem ernsthaften Problem für das kosmologische Standardmodell auswachsen könnte. Eine mögliche Lösung dieses Problems wäre der Abschied von Einsteins kosmologischer Konstante und der Einführung einer mysteriösen, sich zeitlich verändernden dunklen Energiekomponente.